Eigentlich geht es ja heute um Gleichberechtigung. Gleicher Lohn für gleiche Arbeit, gleiche Chancen für Männer und Frauen mit Kindern und ohne Kinder, ein ausgeglichener Anteil an der unbezahlten Carearbeit. Eine gleiche Verteilung des mental load, den das Managen einer Familie mit sich bringt, auf Mama und Papa. Keine Benachteiligung bei der Rente, Chancengleichheit für alleinerziehende. Und dabei ist es auch egal, ob ihr cis oder trans seid, ob ihr alleine seid, Kinder habt, mit einer anderen Frau zusammenwohnt oder ob ihr eine total heteronormative, von allen akzeptierte Ehe führt.
Der Frauentag ist für euch alle da! Also macht was draus. Wenn ihr euch gern feiern lassen möchtet und euch Blumen schenken lasst, dann hat das bestimmt seine Berechtigung. Solange ihr euch dabei fragt: Lenken die Blumen und die Aufmerksamkeit gerade von strukturellen Problemen in eurer Familie, am Arbeitsplatz oder in eurer Beziehung ab? Wie ist es die restlichen 364 Tage im Jahr?
Der Frauentag berührt auch ganz oft tief in euch drin versteckte, und sehr toxische Glaubenssätze.
- Zu viel Aufmerksamkeit macht mich nur arrogant!
- Ich sollte kein Lob wollen für etwas, das einfach meine Aufgabe ist.
- Andere schaffen viel mehr, also sollte ich mich nicht so anstellen.
- Frauen können bestimmte Sachen einfach besser als Männer und sind dafür gemacht, sie auch zu übernehmen.
Erkennt ihr euch etwas wieder? Das, was da in euch spricht, ist eine über Jahrhunderte gereifte und gewachsene Rollenverteilung, die einfach überholt ist und die heutzutage nicht mehr zeitgemäß. Noch dazu — denk mal drüber nach, dass vor einigen Jahrzehnten Familien noch ganz gut über die Runden kamen, wenn der Mann einen stinknormalen Job hatte und die Frau zuhause Kinder, Essen und Haushalt managte. HEUTE gehst du wahrscheinlich selbst erwerbs-arbeiten, und hast TROTZDEM die ganze Carearbeit an der Backe! Und den Haushalt. Und das Essen. Und fühlst dich vielleicht sogar noch schlecht, weil du dir ne Haushaltshilfe leistest — müsstest du ja eigentlich selbst schaffen.
Ihr lieben Frauen dieser Welt, seid kämpferisch, seid feministisch, und steht für eure Rechte ein. Der Papa ist nicht supertoll, weil er sich auch mal ums Baby (… SEIN Baby!) kümmert. Der Papa braucht nachts nicht mehr Schlaf als ihr, nur weil er erwerbs-arbeiten geht. IHR habt genausoviel LOB verdient fürs Müll rausbringen wie euer Partner!
Lasst euch nichts einreden und sprecht offen über eure Bedürfnisse — mit Freunden, Familie und euren Partnern.
PS. Wollte jetzt Blumen nicht generell schlechtmachen. Die sind schon auch ganz nice.