WIE KLINGT EIN BEDÜRFNIS NACH RUHE?, oder: Was dir deine Durchhalteparolen über deine Bedürfnisse sagen
Die Weihnachtszeit hat uns wahrscheinlich gerade alle im Griff. Zu den tausend täglichen Aufgaben kommen im Dezember nochmal zweitausend, die mit Weihnachten zu tun haben. Wollen wir einen Weihnachtsbaum aufstellen? Wer besorgt den? Und wann? Wem schenken wir was? Von dem erwarten wir ein Geschenk, sodass wir auch eins besorgen müssen? Wer macht den Weihnachtseinkauf? Wer kommt Heiligabend und wohin müssen wir an den Weihnachtsfeiertagen fahren?
Während ich das hier schreibe, rattere ich meine eigene Liste im Kopf unaufhaltsam ab. Einiges hake ich ab, anderes schiebe ich auf, und mit dem Blick auf den Kalender wird mein Herzschlag immer ein wenig schneller. Was ich in mir spüre, ist Aufregung. Bewegung. Ein Kribbeln, ein Hibbeln. Jeder Lärm und mich herum, jedes Geräusch verstärkt diese Energien. In diesem Chaos ist es leicht, sich an Durchhalteparolen entlangzuhangeln. Nur noch heute, dann hab ich es geschafft. Ich ruhe mich morgen aus, wenn ich diese Aufgaben erledigt habe. Nach den Feiertagen habe ich bestimmt Zeit, mich mal zu entspannen. Bald wird es wieder ruhiger, und ich möchte doch, dass alle ein schönes Fest haben.
Soll ich dir mal was sagen? Dass dein Kopf dir diese Durchhalteparolen gibt, ist ein Versuch deines Körpersystems, ein Problem zu lösen! Guck dir mal an, was dein Gehirn dir da vorgibt: Bald kannst du ausruhen. Morgen hast du Zeit zu entspannen. Nach den Feiertagen kannst du es ruhiger angehen. Na, merkst du etwas? Was all diese Durchhalteparolen gemeinsam haben, ist ein Bedürfnis: DAS BEDÜRFNIS NACH RUHE. Bääm! Dein Körper spricht hier aus einem Ungleichgewicht heraus. Der ganze Jubel und Trubel hat dazu geführt, dass es ein “Zu Wenig” an Ruhe gibt. Diese Ruhe brauchst du, um dich zu regenerieren. Dein Gehirn braucht Ruhephasen, um sich zu erholen und all die Erlebnisse zu verarbeiten. Ähnlich wie ein kleines Kind kannst auch du als ErwachseneR eine Reizüberflutung erleben. Bei all dem, was Weihnachten immer so los ist, bei all den Menschen, die etwas von dir erwarten oder denen du etwas Gutes tun möchtest, ist das auch kein Wunder. Dein Körper schafft es, diese Zeiten der Unausgeglichenheit zu überstehen, indem er dir diese Parolen an die Hand gibt. Gleichzeitig frage ich dich: Wie wäre es, wenn du dich jetzt — heute! — einmal deinen Bedürfnissen zuwendest? Dein Körper gibt dir das Signal, dass er gerade versucht, das System wieder in Balance zu bringen. Hilf ihm doch dabei! Es gibt verschiedene Möglichkeiten, wie das aussehen könnte:
- Nimm die Bedürfnisse deines Körpers ernst. Heiße dieses Bedürfnis nach Ruhe willkommen, und nimm es bewusst wahr. Allein durch das bewusste Erleben erhält dein Körper schon Zuwendung!
- Versuch, eine dreiminütige Auszeit in deinen Tag einzubauen. Drei Minuten ohne Aufgaben und Ablenkung (nein, das Lesen dieses Beitrags zählt nicht als Auszeit).
- Geh heute mal früher ins Bett (wenn dir das guttut). Instagram kannst du auch morgen wieder durchscrollen 😉
Wenn du jetzt denkst — Bedürfnis schön und gut, aber diese Tipps bringen mir so gar nichts?! — Dann ist das total okay. Ich spreche ja immer aus meinem eigenen Körper heraus. Deshalb bringt dir auch eine Stressberatung wahrscheinlich eher weniger — selbst, wenn jemand deine Bedürfnisse erkennt und auch (selbst) gut verstehen kann, heißt das noch lange nicht, dass dieser Mensch dir auch einen Ratschlag gibt, der für dich und deine Situation passt. Achtung, jetzt kommt’s: DAS KANNST NUR DU SELBST. Deshalb frage ich dich heute: Was kannst DU in DEINER SITUATION für DICH tun, um dir dein Bedürfnis nach Ruhe HEUTE zu erfüllen?
Wenn es dir gelingt, dir diese Frage zu stellen — meinen Glückwunsch. Du hast den ersten Schritt in Richtung Bedürfniserfüllung schon gemacht. Ein Bedürfnis zu erfüllen bedeutet nicht, dies immer gleich auf der Stelle zu einhundert Prozent zu tun. Das geht schrittweise, und dich selbst ernstzunehmen, ist immer der erste Schritt.
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